© DPA
3 I 3 I 2009
Einsturz des Kölner Stadtarchivs
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Das Gleiswechselbauwerk erstreckt sich über drei unterirdisch liegende Etagen. Auf der untersten Ebene in 28 Metern Tiefe sollen die U-Bahngleise verlegt werden. Auf der mittleren Etage ist ein Technikraum geplant und die oberste Etage dient zu Bauzwecken. Während der Bauzeit drang im unterirdischen Bauwerk der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) neben dem Stadtarchiv wiederholt Grundwasser in die Baugrube ein. Ohne, dass sich jemand grundsätzlich Sorgen machte, wurde das eintretende Grundwasser immer wieder abgepumpt. Dabei wurden Feinteile mit aus dem Boden geschwemmt. Der Boden unter dem Gebäude des Stadtarchivs sackte in den Bereich der U-Bahn-Baustelle unter der Severinstraße ab, so dass dem Stadtarchiv sein Fundament entzogen wurde. Das Gebäude stürzte ein und die Trümmer fielen in das davor liegende Gleiswechselbauwerk und in den Krater.
Beim Einsturz wurden alle Archivalien mit in die Tiefe gerissen. 95% der Schätze des Archivs konnten aus den Trümmern geborgen werden, sind aber zu großen Teil schwer geschädigt, so dass sie über Jahrzehnte restauriert werden müssen. Die anderen 5% gelten für immer verloren. Neben der Beschädigung und Vernichtung wertvoller Archivalien hat der Einsturz drei Menschen das Leben gekostet und viele Wohnungen, sowie private Lebensräume zerstört und ist eine Jahrzehntelange Belastung für das Georgsviertel.
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Beim Gang über die Severinstraße, fällt schnell auf, dass die Einsturzwunden des Stadtarchivs vor elf Jahren längst noch nicht verheilt sind. Die Folgen sind im Quartier Waidmarkt und Severinstraße immer noch spürbar. Die Einsturzstelle ist schon heute eine Art Mahnmal.
© Wolfgang Reinert/Freie Universität Frechen
© Stefan Worring
Mit Abschluss des Studiums zog es mich zurück in meine Heimatstadt Köln. Seitdem engagiere ich mich ehrenamtlich bei der Initiative ArchivKomplex. Diese setzt sich seit vielen Jahren für einen angemessenen und würdigen Umgang mit dem Einsturzareal ein. Seit 5 Jahren hält ArchivKomplex an dem Konzept „K3-die Halle mit dem Knick“ fest. So soll ein 600 Quadratmeter großer unterirdischer Raum im KVB - Gleiswechselbauwerk für kulturelle Zwecke offen gehalten werden. In vielen Gesprächen mit KVB, Stadtverwaltung, Stadtrat, Anwohnern und Kulturszene haben wir dafür große Unterstützung bekommen. Im April 2019 hat der Stadtrat die Offenhaltung beschlossen.
Das Projekt K3 bildet eine untrennbare Einheit mit der Neugestaltung des Archiv-Einsturzgeländes und dem vorgesehenen oberirdischen Gedenkort, dem Georgs-Quartier und dem Stadtraum an der Severinstraße.
Es geht um ein Gebiet an der Nahtstelle von Altstadt und Südstadt mit großer Geschichte und einer spannenden Bildungslandschaft mit mehreren bedeutenden Schulen. Es besteht eine große Bereitschaft, dieses Thema in seiner Gesamtheit anzugehen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am 11. Jahrestag des Einsturzes angekündigt, dafür eine Projektgruppe mit Beteiligung der Bürgerinitiative einzurichten.
Weitere Informationen auf www.archivkomplex.de
© WDR/ddp/Blossey
© Michale Wand
© dpa / Federico Gambarini
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Die Offenhaltung der obersten Ebene soll angemessen gestaltet werden, um den Einsturz im Gedächtnis zu behalten. Keinesfalls soll dieser besondere Ort stadtplanerisch „geheilt“ werden, indem die Wunde geschlossen wird, um die Katastrophe vergessen zu machen.
3 I 3 I 2009
einsturz des kölner stadtarchivs
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Das Gleiswechselbauwerk erstreckt sich über drei unterirdisch liegende Etagen. Auf der untersten Ebene in 28 Metern Tiefe sollen die U-Bahngleise verlegt werden. Auf der mittleren Etage ist ein Technikraum geplant und die oberste Etage dient zu Bauzwecken. Während der Bauzeit drang im unterirdischen Bauwerk der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) neben dem Stadtarchiv wiederholt Grundwasser in die Baugrube ein. Ohne, dass sich jemand grundsätzlich Sorgen machte, wurde das eintretende Grundwasser immer wieder abgepumpt. Dabei wurden Feinteile mit aus dem Boden geschwemmt. Der Boden unter dem Gebäude des Stadtarchivs sackte in den Bereich der U-Bahn-Baustelle unter der Severinstraße ab, so dass dem Stadtarchiv sein Fundament entzogen wurde. Das Gebäude stürzte ein und die Trümmer fielen in das davor liegende Gleiswechselbauwerk und in den Krater.
Beim Einsturz wurden alle Archivalien mit in die Tiefe gerissen. 95% der Schätze des Archivs konnten aus den Trümmern geborgen werden, sind aber zu großen Teil schwer geschädigt, so dass sie über Jahrzehnte restauriert werden müssen. Die anderen 5% gelten für immer verloren. Neben der Beschädigung und Vernichtung wertvoller Archivalien hat der Einsturz drei Menschen das Leben gekostet und viele Wohnungen, sowie private Lebensräume zerstört und ist eine Jahrzehntelange Belastung für das Georgsviertel.
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Beim Gang über die Severinstraße, fällt schnell auf, dass die Einsturzwunden des Stadtarchivs vor elf Jahren längst noch nicht verheilt sind. Die Folgen sind im Quartier Waidmarkt und Severinstraße immer noch spürbar. Die Einsturzstelle ist schon heute eine Art Mahnmal.
© Wolfgang Reinert/Freie Universität Frechen
© Wolfgang Reinert/Freie Universität Frechen
Mit Abschluss des Studiums zog es mich zurück in meine Heimatstadt Köln. Seitdem engagiere ich mich ehrenamtlich bei der Initiative ArchivKomplex. Diese setzt sich seit vielen Jahren für einen angemessenen und würdigen Umgang mit dem Einsturzareal ein. Seit 5 Jahren hält ArchivKomplex an dem Konzept „K3-die Halle mit dem Knick“ fest. So soll ein 600 Quadratmeter großer unterirdischer Raum im KVB - Gleiswechselbauwerk für kulturelle Zwecke offen gehalten werden. In vielen Gesprächen mit KVB, Stadtverwaltung, Stadtrat, Anwohnern und Kulturszene haben wir dafür große Unterstützung bekommen. Im April 2019 hat der Stadtrat die Offenhaltung beschlossen.
Das Projekt K3 bildet eine untrennbare Einheit mit der Neugestaltung des Archiv-Einsturzgeländes und dem vorgesehenen oberirdischen Gedenkort, dem Georgs-Quartier und dem Stadtraum an der Severinstraße.
Es geht um ein Gebiet an der Nahtstelle von Altstadt und Südstadt mit großer Geschichte und einer spannenden Bildungslandschaft mit mehreren bedeutenden Schulen. Es besteht eine große Bereitschaft, dieses Thema in seiner Gesamtheit anzugehen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am 11. Jahrestag des Einsturzes angekündigt, dafür eine Projektgruppe mit Beteiligung der Bürgerinitiative einzurichten.
Weitere Informationen auf www.archivkomplex.de
© WDR/ddp/Blossey
© Michale Wand
© dpa / Federico Gambarini
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Die Offenhaltung der obersten Ebene soll angemessen gestaltet werden, um den Einsturz im Gedächtnis zu behalten. Keinesfalls soll dieser besondere Ort stadtplanerisch „geheilt“ werden, indem die Wunde geschlossen wird, um die Katastrophe vergessen zu machen.